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Callias Foundation

Kooperationspartner

Das Gespräch zwischen Annika Kaschenz, Botschafterin der arteMusica-Stiftung in Frankfurt am Main und Jan Moritz Onken, Dirigent und künstlerischer Leiter der Callias Foundation in Berlin, soll einen Einblick geben in die Hintergründe, warum es im Juni 2018 zu dieser städteübergreifenden Kooperation gekommen ist und welche Synergien sich beide Stiftungen für die Zukunft wünschen.

Callias Foundation: Was war das Hauptmotiv der arteMusica-Stiftung, den Stipendiaten eine Teilnahme an einem Projekt der Callias Foundation in Berlin zu ermöglichen?

AK: Die arteMusica-Stiftung strebt den Ausbau der künstlerischen Zusammenarbeit mit renommierten und internationalen Kulturorganisationen an, um ihren außergewöhnlichen Stipendiaten die Möglichkeit zu geben, mit anderen hervorragenden Musikern zusammenzuarbeiten und die arteMusica-Stiftung und ihre Künstler über Frankfurt hinaus bekannt zu machen.

Die Callias Foundation mit ihrem interkulturellen, innovativen und zukunftsorientierten Konzept, in der Konferenz der Vögel hervorragende Musiker aller Nationen zusammenzubringen, hat uns sehr beeindruckt.

Auch die Vision der Callias Foundation, die neuen digitalen Technologien zugunsten der Kunst und der Künstler vieler Nationen zu nutzen, halten wir für zukunftsweisend.

Die zukünftige Zusammenarbeit zwischen der arteMusica-Stiftung und der Callias Foundation kann für beide Seiten nur positive und bereichernde Effekte haben.

arteMusica-Stiftung: Was war das Hauptmotiv der Callias-Foundation, die Künstler der arteMusica-Stiftung einzuladen, an diesem Projekt mitzuwirken?

JMO: Unser Hauptmotiv war, den wachen, lebendigen und neugierigen Fokus von ausgezeichneten Musikern wie Irène Duval und Michael Polyzoides bei der Erforschung und gemeinsamen Erarbeitung dieser Partituren zu nutzen und einzubeziehen. Der Titel ‚Spurensuche‘, den Prof. Matthias Wemhoff und ich bewusst ausgesucht hatten, bezog sich unmittelbar auf das tiefe Geheimnis dieser Werke und Texte von Johann Sebastian Bach, der Ilias von Homer, dem Gilgamesch-Epos und der Bhagavadgita und das im Bezug zu den architektonischen Bezügen in der Treppenhalle des Neuen Museums. Diese Grundklänge des Welterbes sind über all‘ die Jahrhunderte für viele Generationen von Musikern, Archäologen und Forschern immer wieder ein quasi ‚archäologischer Schatz‘ von noch unbekannten und tiefverborgenen Qualitäten gewesen. Und während der Vorbereitung und in den Proben mit diesem wachen Fokus gemeinsam nach diesen Grundqualitäten zu suchen und für einen Moment die Realität so gut wie vollständig zu überwinden und einen sicheren Raum zu schaffen, wo alle gemeinsam daran arbeiten können, diesen Grundqualitäten auf die Spur zu kommen und diese dann während des Konzertes einem ebenso wachen und wissbegierigen Berliner Publikum vorstellen zu dürfen, war eine große Bereicherung und Freude.

Callias Foundation: Welche Synergien entstehen Ihrer Einschätzung nach bei solchen Programmen und was ermöglicht eine solche Zusammenarbeit künstlerisch und musikalisch?

AK: Für unsere Künstler war das Besondere am Projekt „Spurensuche“ die Möglichkeit, Kompositionen Johann Sebastian Bachs auf historischen Instrumenten aufzuführen. Sie traten gemeinsam mit herausragenden Künstlern auf, die auf dieses Repertoire spezialisiert sind.

Die Zusammenarbeit mit diesen Kollegen und mit dem Dirigenten, Gründer und Leiter des Silk Road Symphony Orchestra Jan Moritz Onken war für unsere Stipendiaten künstlerisch äußerst bereichernd.

Diese Erfahrung in der Aufführung dieses speziellen Repertoires und in historischer Aufführungspraxis - gewissermaßen eine Reise zu den Ursprüngen - hat unseren Musikern ein noch tieferes Verständnis ihres eigenen, moderneren Repertoires und der Entwicklung ihrer Instrumente eröffnet.

arteMusica-Stiftung: Welche Synergien entstehen Ihrer Einschätzung nach bei solchen Programmen und was ermöglicht eine solche Zusammenarbeit künstlerisch und musikalisch?

JMO: In unserer Wahrnehmung entstehen bei solchen Programmen vor allem ganz neue und andere Interpretationen. Wenn man in einem Probenprozess fast wie eine Geheimgesellschaft nach den Grundqualitäten in einem Text, Satz oder in einer ganz bestimmten Verzierung oder einem Tempo von Bach sucht, dann ist man manchmal verblüfft, wie schlicht und einfach das Ergebnis ist – vor allem weil alle Geheimnistuerei oder alles Äußerliche vor allem an solch einem Ort wie dem Neuen Museum in unmittelbarer Gegenwart von Nofretete oder dem römischen Jüngling einfach verschwindet und nur noch die gemeinsame Spurensuche zählt, auch im Hinblick auf die Akustik oder die Intonation der Sprecher – und auch im Austausch mit den Kooperationspartnern, bei der Gestaltung des Programmheftes mit Alexander Polkehn oder im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit der Staatlichen Museen zu Berlin, die wirklich ausgezeichnete Arbeit auf höchstem professionellen Niveau leisten. Wenn das Programm eine starke eigene Idee hat und alle beteiligten Partner bereit sind, sich der Sache wegen einer künstlerischen Gesamtkonstruktion unterzuordnen, dann entstehen Synergien, die ich allen Beteiligten mit Blick nach vorne für viele weitere und zukünftige Programme von Herzen wünsche. Ein weiterer Synergieeffekt ist, dass unser Ansatz, mittels digitaler Medien das Publikum in diese Suche nach den Grundqualitäten – eine weitere Idee von Seide – einzubeziehen, wieder ein stückweit verständlicher geworden ist, denn die Fragen, die wir auf dem Silk Road Cultural Belt stellen sind ähnliche Fragen, wie wir Sie beim Studium der Partitur stellen. Man kann diese zentralen Fragen wie ‚What is your idea of quality?‘ nie alleine beantworten – und je mehr Menschen, für die klassische Musik ein wichtiger Teil des Lebens ist, in diesen Prozess einbezogen werden, desto näher kommen wir eines Tages der jeweiligen Grundqualität oder Grundidee der Bedeutung, des Sinns, des Werkes, der Themen, der Motivik, des Klangs, der Erde usw.

Callias Foundation: Was ist das Neue und Besondere an der Idee, städteübergreifende Kooperationen zwischen verschiedenen Stiftungen einzugehen?

AK: Natürlich müssen Stiftungen ja per Definition ihre Ziele selbstständig erreichen können, ihre Eigenständigkeit ist eine Grundbedingung für Stiftungen.

Gleichzeitig können sie durch die Kooperation mit anderen Stiftungen, deren Ziele in ähnlichen Bereichen liegen, ihre Wirkung steigern, die öffentliche Wahrnehmung erhöhen und ihre Kompetenzen ergänzen.

Im Falle des gemeinsamen Projektes „Spurensuche“ ist es auf wunderbare Weise gelungen, die musikalischen Talente zu einer sehr erfolgreichen Aufführung zu vereinen.

Unser Anliegen ist es, junge, hochbegabte Musiker in der Weiterentwicklung und Vervollkommnung ihres großen Potentials zu unterstützen.

Die arteMusica-Stiftung verfolgt aber auch das Anliegen, die Zukunft der Musik in einer sich wandelnden Gesellschaft zu sichern.

Daher trifft die Grundidee des Silk Road Cultural Belt in besonderer Weise und sehr genau die Ziele der arteMusica-Stiftung:

Der Silk Road Cultural Belt schafft einen Zusammenhalt, eine Gemeinschaft zwischen Musikern vieler Länder und Kulturen. Er bringt sie nicht nur musikalisch, sondern auch als Menschen zusammen.

Diese Art zwischenmenschlicher Kooperation ist auch für arteMusica sehr wichtig, denn die drängenden gesellschaftlichen Fragen der Zukunft werden nur auf diese Weise, in Kooperation über interkulturelle Grenzen hinweg, lösbar sein.

Callias Foundation: Welche Perspektiven wünschen Sie dieser Kooperation für die Zukunft ?

AK: Vorstellbar ist es, all diese Synergie-Effekte zwischen der arteMusica-Stiftung und der Callias Foundation in zukünftigen Projekten weiter auszubauen: beide Stiftungen streben ja an, über hochkarätige künstlerische Projekte öffentlich sichtbarer zu werden und so besser für die Musik und die Gesellschaft wirken zu können.

Hier die Kräfte zu vereinen und zum Wohle beider Stiftungen zusammenzuarbeiten, ist für die Zukunft wünschenswert.

Callias Foundation: Und was bleibt Ihres Erachtens von so einem Abend?

AK: Uns alle, die Künstler und die Mitglieder der arteMusica-Stiftung, hat das bestens durchdachte künstlerische Konzept beeindruckt: eine Verbindung des Ortes - dem Neuen Museum Berlin - und des Zeitpunktes - Vorabend des Weltkulturabends – mit der meisterlich aufgeführten, ewigen Musik Bachs und den universell gültigen Textfragmenten einiger der wichtigsten Texte der Menschheitsgeschichte haben den Abend unvergesslich und sehr erhebend gemacht.

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